Die GDCh-Studienkommission hat diese Frage 2015 und 2021 in ihren Empfehlungen für das B. Sc. Chemiestudium eindeutig beantwortet. Den Hochschulen wird empfohlen, angehenden Chemikern und Chemikerinnen auch überfachliche Kompetenzen zu vermitteln. Absolventen und Absolventinnen eines Chemie-Bachelorstudiengangs sollen sich ihrer gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung bewusst sein und danach handeln können.
Ethik, das ist die Disziplin, die sich mit Kriterien für das Handeln beschäftigt und dessen Motive und seine Folgen bewertet. Im Fachbereich Chemie ist diese Disziplin in einer Vielzahl von Spannungsfeldern essentiell. Exemplarisch seien hier genannt Bioethik, Umweltethik, Generationenethik, Arbeitssicherheit, Neue Materialien, Energie als auch Fälschungen und Fehlverhalten in der Wissenschaft.
Auch wenn Ethik der Chemie bisher nicht als verpflichtender Baustein im Bachelorstudiengang Chemie Einzug gehalten hat, wird dieses Thema immer wieder von Wissenschaftler*innen, Dozent*innen und Hochschulen aufgegriffen, um die Bedeutung und Verantwortung des Einzelnen in der chemierelevanten Gemeinschaft diskursiv zu begegnen.
Um die Bedeutung des Themenkomplexes Ethik der Chemie zu unterstreichen soll die Interaktion und Vernetzung der an dieser Thematik interessierten und aktiven Protagonisten auf dem Symposium „Ethik der Chemie“ ermöglicht werden.
Während sehr viele Natur-, Kultur- und Geisteswissenschaften in Forschung und Lehre eine etablierte Bereichsethik entwickelt haben (Medizin- und Bioethik, Umweltethik, Wirtschafts- und Unternehmensethik etc.), ist eine Ethik der Chemie zwar insbesondere im internationalen Kontext angelegt, aber noch kaum strukturell verankert. Weder gibt es hierzu eigene Forschungsstrukturen wie z. B. Professuren und Forschungsprojekte, noch flächendeckend verpflichtende Lehrveranstaltungen im Studium. Dies steht im Gegensatz zur großen gesellschaftlichen Verantwortung der Chemie und zu entsprechenden Empfehlungen der GDCh-Studienkommission aus den Jahren 2015 und 2021, die für das B. Sc. Chemiestudium vorsehen, dass angehenden Chemikern und Chemikerinnen auch überfachliche Kompetenzen zu vermitteln sind. Absolventen und Absolventinnen eines Chemie-Bachelorstudiengangs sollen sich ihrer gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung bewusst sein und danach handeln können.
Diese Forderung kann an die Empfehlungen des Gemeinsamen Ausschusses von DFG und Leopoldina zur Integration sicherheitsrelevanter ethischer Aspekte in Forschung und Lehre anschließen, die insgesamt auf eine Verankerung der jeweiligen Bereichsethiken in den Lehrinhalten und Curricula möglichst aller relevanter Studiengänge zielt. Trotz der bereits hohen Informationsdichte in den Studiengängen und begrenzter Ressourcen solle zumindest die Vermittlung grundlegender ethischer Erkenntnis- und Bewertungsmethoden integraler, kontinuierlicher und obligatorischer Bestandteil aller Studiengänge sein. In Bachelor- und Masterstudiengängen sollten die ethischen Aspekte des Fachs forschungs- und wissenschaftsethisch angebahnt und dann ggf. in interdisziplinärer Zusammenarbeit vertieft werden; Promovierende, Post-Docs sollten den jeweiligen ethischen Forschungsstand im inter- und transdisziplinären Kontext fundiert berücksichtigen.
Die Umsetzung solcher Empfehlungen erfordert die Etablierung von angemessenen Strukturen für eine Ethik der Chemie in Lehre und Forschung:
Scientific board:
Julia Dietrich (FU Berlin, Philosophie), Elina Fecher (VCI) Hartmut Frank (Universität Bayreuth, Chemie, Ökotoxikologie) Jens Hartmann (Hochschule Anhalt, Chemieingenieurwissenschaft) Hans-Georg Weinig (GDCh) Klaus Merz (RUB, Chemie)
Erklärung (pdf, 132KB)